Wir sprechen ständig über die Zeit. „hat du Zeit, mit mir zu reden? oder Ich habe nicht genügend Zeit, um die Arbeit zu beenden“ usw.

Was wir wirklich meinen ist Dauer, die Zeit, die zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vergeht. Zeit ist Wirklichkeit, wir erleben konkret, wie sie vergeht, als wäre sie greifbar. Wenn aber die Zeitspannen länger werden, wird es zunehmend schwieriger, sie zu erfassen.

Es ist schwierig, die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod zu greifen. Wir wachen jeden Morgen auf und gehen jeden Abend zu Bett, aber erfahren wir wirklich, wie unsere Zeit langsam vergeht? Längere Zeitspannen bleiben mysteriös. Die Jahrmillionen der Erdgeschichte können wir emotional nicht begreifen und die Vorstellung von der Ewigkeit macht uns hilflos.

Zu Beginn der Menschheitsgeschichte muss das ganz anders gewesen sein. Der Mensch orientierte sich damals am Lauf der Sonne und an anderen Naturphänomenen. Um der Zeit eine verständliche Struktur zu geben, erfand der Mensch die Uhr und unterteilte die Zeit damit in definierte Einheiten. Seither ist es möglich, das Vergehen der Zeit exakt zu messen. Die Uhr konkretisiert Zeit in Stunden, Minuten, Sekunden.

Aber kann dieses Messinstrument Zeit angemessen erklären? Gibt es so etwas wie eine objektive Zeit, die für alle Menschen und Situationen schlüssig zutrifft? Wir haben alle schon erlebt, dass Zeit unterschiedlich schnell vergehen kann. Dem ungeduldig Wartenden erscheinen wenige Minuten quälend lang, sie dehnen sich scheinbar zu einer Ewigkeit aus. Umgekehrt scheint die Zeit davon zu fliegen, wenn man etwas in vollen Zügen genießt und sich Körper, Geist und Seele in Einklang befinden. Zeit ist also relativ und subjektiv. Man könnte sagen, dass in den Köpfen der Menschen unterschiedliche Vorstellungen von der Zeit und ihrem Verlauf existieren.

Diese Überlegungen führten zur Entwicklung unseres Stückes, in dem wir Zeit illustrieren und in Bewegungen umsetzen. Wir experimentieren spielerisch mit der Vorstellung von Zeit, halten sie an, verzögern ihren Fortgang, erfahren sie rückwärts oder stellen sie ab. Da Zeit relativ ist, sind unsere Bewegungen nicht immer simultan oder im selben Zeitsystem.

Clément Bugnon (choreographer)

Matthias Kass (choreographer)

Nello Spazio Rosato (video & photography)

This work has been created for the dancers of the Italian dance-group Equilibrio Dinamico.

Co-production: Equilibrio Dinamico