In der westlichen Tradition wurden wir dahingehend erzogen, dass unser menschlicher Zustand gewissermaßen binär ist: weiblich versus männlich; gut versus böse; Geist versus Körper. Gleichgültig, ob wir diese Polaritäten als Gegensätze oder Ergänzungen betrachten, es ist immer auch ein drittes Element involviert, welches die Beziehung zwischen beiden ist, der Bindestrich, der beide verbindet.

Als solches ist die Zahl Drei eine wesentlich angemessenere Einheit, um uns selbst zu verstehen: Anfang, Mitte, Ende; Geburt, Leben, Tod; die drei Dimensionen von Raum (Länge, Weite, Höhe) und Zeit. Es ist das Dreiergespann aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft oder wie wir selbst immer die Verbindung sind zwischen unseren Eltern und der nächsten Generation.

Es ist kein Zufall, dass die Zahl Drei so häufig in Märchen (drei Bären, drei Schweinchen) und Mythen (die drei Schicksalsgöttinnen, der dreiköpfige Hund Zerberus) vertreten ist. Die Zahl Drei ist archetypisch und steht immer für das Gefühl der Ganzheit und des Vollkommen-werdens durch die Umarmung der Synthese.

In vielen Ritualen müssen Handlung dreimal ausgeführt werden. Auf ähnliche Art und Weise gibt es im klassischen indischen Tanz das Prinzip des „ti-ha“, was buchstäblich „drei Mal“ bedeutet und impliziert, dass jede Bewegung mindestens drei Mal wiederholt werden sollte. Das erste Mal, um sie kennen zu lernen, das zweite Mal, um sie wiederzuerkennen und das dritte Mal, um sie zu genießen. Und war es nicht Cunningham, der sagte, dass Du erst in dem Moment von der Kunst der Choreografie sprechen kannst, wenn mindestens drei Körper auf der Bühne sind?

Three Ages; die neue Kreation von company Idem erforscht all das oben genannte sowohl thematisch als auch formell. Thematisch geht es in Three Ages um drei männliche Charaktere: der Mann in Farbe, zerrissen zwischen dem Mann in Weiß (seinen vergangenen Erinnerungen) und dem Mann in Schwarz (seiner Zukunft). Jedes Alter wird charakterisiert durch seine Körperlichkeit und Bewegungsqualität. In unterschiedlichem Alter haben wir auch unterschiedliche Energien und Rhythmen: die Lebenskraft der Jugend versus die Müdigkeit des Alters. Um geerdet zu bleiben und die Gegenwart zu genießen, müssen wir die Vergangenheit akzeptieren und dürfen nicht zu ängstlich in die Zukunft sehen. Wenn es uns gelingt, diese drei Lebensabschnitte zu integrieren, kreieren und leben wir im Fluss unserer eigenen Bewegungen.

Formell war die ursprüngliche Inspiration von Three Ages, das Konzept eines Triptychons von visueller Kunst in Tanz zu übersetzen. Three Ages besteht aus einer Serie von Solos, Duos und Trios. In den Solos enthüllen die drei Charaktere einen Teil ihrer Identität. In den Duos interagieren sie auf verschiedenen Arten miteinander: intervenierend, behindernd, zurückziehend, vorstoßend, manipulierend, fördernd, unterstützend… Dabei kontaminieren sie einander und Schwarz und Weiß enthüllen Grautöne. Aber nur in den Trios finden sie zu einer Einheit und Ganzheit. Wie die Zahnräder einer Uhr, brauchen sie einander, um zu funktionieren, um sich gemeinsam zu bewegen.

Guy Cools – Dramaturg

Matthias Kass (choreographer & director)

Clément Bugnon (choreographer)

Samir M’kirech, Mattia Saracino and Simone Frederick Scacchetti (dancers)

Stefano Roveda (assistant)

Guy Cools (dramaturgical coach)

Szymon Brzóska (composer)

Barbara Drążkowska (pianist)

Victor Guaita (violinist)

Besim Morina (light & stage design)

Matthias Rieber (video)

Ida Zenna (photographer)

Co-production: Théâtre Benno Besson