Clément Bugnon und Matthias Kass beleuchten mit ihrer Tanzkompanie „company Idem“, welche Wirkung die eigene Erscheinung auf andere hat, wie die Perspektive auf Schönheit von Gruppenmechanismen beeinflusst wird und wie jedes Individuum in Bezug auf sein eigenes Aussehen und Wesen manipuliert wird. Es ist der äußere Aspekt, der oftmals von der Realität abweicht – Die Kluft zwischen dem Schein und der Wirklichkeit. 

Das Aussehen ist in unserer modernen Gesellschaften sehr wichtig. Für viele scheint das Aussehen Vorrang vor dem Sein zu haben. Besser zu erscheinen als das, was man wirklich ist, wird dann zu einer Notwendigkeit, um „sich selbst auf die Ebene des anderen, den man bewundert, zu heben“. Das neue digitale Zeitalter, in dem das Bild die Oberhand hat, hat das Phänomen nur verstärkt. Geformte Körper, perfekt retuschierte Gesichter, die wir mit Stolz zur Schau stellen, um nicht weiter „gewischt/ge-switched“ zu werden. Gerader Rücken, erhobener Kopf, Dreitagebart und kräftiger Händedruck, um seinen Status zu behaupten und bedeutend zu wirken. Inszenierte Posen, großzügig zur Schau gestellte Körper, modische Outfits, die das bestes Profil zur Geltung bringt. In dem endlosen Bilder- Strom soll man sich von der Masse abheben aber trotzdem authentisch wirken. 

Unsere zeitgenössischen Gesellschaften stellen das Individuum im Mittelpunkt und verherrlichen Individualität und Individualismus. Dies führt dazu, dass wir unglaublich viel Zeit und Energie investieren, um unser Vorstellung von uns selbst zu verwirklichen. Dies spiegelt eine doppelte Aufforderung an uns gleichzeitig authentisch zu sein und zu konsumieren. Mit anderen Worten, wirklich sich selbst zu sein, aber gleichzeitig die Produkte, Bilder, Inspirationen und Werte der standardisierten Gesellschaft anzunehmen. Diese doppelte Aufgabe offenbart einen eklatanten Widerspruch, ein neues Dilemma für den modernen Menschen. 

Der Philosoph René Girard schreibt: „Der Mensch begehrt intensiv aber er weiß nicht genau, was“. Girard’s Konzept beschreibt wie das Individuum meint etwas zu begehren, doch in Wirklichkeit läuft er den Vorstellungen von Anderen nach. Girard schreibt auch: „Da wir den Wunsch hegen von den Anderen eine Reaktion zu erhalten, verwechseln wir dies mit dem Willen sich selbst zu sein.“ Diese Verhalten geschieht unbewusst, da die Kultur und das Umfeld die Authentizität des Individuum in Mittelpunkt stellt. 

Das Individuum fühlt sich dazu verleitet, sich auf Vorbilder zu verlassen und verfällt der Welt des schönen Scheins, sowie sie ihm präsentiert wird. 

Artistic directors and Choreographers : Clément Bugnon & Matthias Kass

Dancers : Rosalia Pace, Pauline Richard, Manolo Perazzi, Stefano Roveda, Mattia Saracino, Tommaso Quartani

Composer : Michio Woirgardt

Stage & Costumes Designer : Katharina Andes

Photographer : Ida Zenna

Co-Producer : Théâtre Benno Besson – Yverdon-les-Bains.

company Idem is Artist in Residence at Théâtre Benno Besson (2022/25).

Partners : LeZartiCirque & Phönix Theater Steckborn